„In diesem Garten steckt ein kleines Geheimnis“
Erster Hofzauber im Uhlenhof in Walsrode 2010
Tatsächlich in der Verdener Straße? Wie undurchdringliche, vor Schmutz und Lärm schützende Mauern reihen sich die Häuserfronten dicht aneinander, die Straße hinunter in die Walsroder Innenstadt. Unvorstellbar, dass sich hinter einer dieser Fassaden etwas Überraschendes verbirgt. Etwas, dass das Herz und die Sinne erregt. Und doch, hinter den Mauern tut sich was. „Willkommen im Uhlenhof“, lächelt der Mann am Eingang den Gästen zu. „Kommt rein und seht Euch um. Lasst Euch überraschen vom Hofzauber.“ Jede und jeden nimmt er an die Hand, macht ihnen den Schritt über die Schwelle in den fremden Hof, den fremden Garten leichter.
Und schon sind sie mittendrin. Wechseln beim Gang durch das kleine Tor von der schnellen, lauten Straße auf holpriges Kopfsteinpflaster in die Stille. Der ausgetretene Weg mäandert an der Hauswand vorüber hin zum Hof. Keller, Lager und Scheune stehen dem Wohnhaus gegenüber. Alles ein bisschen schief, aber doch fest verankert. Jeder kann ahnen, welche Blütenpracht dieses Ensemble in einen verwunschenen Schlosshof verwandelt hätte, wäre der Winter nicht so unerbittlich, so lang gewesen. Noch ehe man die dreirädrige Piaggio entdeckt, riecht man schon den frisch gemahlenen Kaffee. Die Ape (Biene) beherbergt auf seiner klitzekleinen Ladefläche eine Edelstahlglänzende Brugnetti. Eine jener italienischen Espressomaschinen, die im fernen Mailand gebaut werden und nur selten den Weg zu uns schaffen. Frank Eickhoff, Eigentümer von Haus, Hof und Garten und mit seiner Frau Andrea Initiator des Hofzauber, hält die Siebträger wie Zepter in der Hand. Füllt den fein gemahlenen Espresso hinein und bereitet den Kaffee. Langsam fließt die dunkelbraune Flüssigkeit in die kleinen vorgewärmten Tassen und es entsteht diese Crema, die kaum jemand Zuhause an seiner Espressomaschine so hinkriegt. Spätestens jetzt, nach dem ersten Espresso oder Capuccino, ist man angekommen. Lauscht den Klängen des Pianos, mit der Pianistin Olga Freiter, genießt den Kuchen, die Torten, den Sekt und lässt sich gefangen nehmen von der Hofzauber Atmosphäre. Von den Bildern von Ingeborg Eickhoff, die wie zufällig im Hofraum verstreut an den Wänden hängen und den Eulen und Hühner aus Keramik.
Wer es geschafft hat sich weitertreiben zu lassen, kommt zu den Goldschmiedearbeiten von Ingrid Brenke. Gold, Silber, Korallen, Aquamarine, Bergkristalle und unzählige andere Materialien fügt sie zusammen zu harmonischem Schmuck - markant, eindrucksvoll, faszinierend.
Hier endet das Kopfsteinpflaster und der Garten beginnt. Wie auf einem Marktplatz gruppieren sich die Stände aneinander: handgewebte Stoffe, mittelalterliche Kleider, duftende Seifen, Gebrauchskeramik, Handgeflochtene Körbe, Marmeladen, Pestos, Leckereien und vieles, vieles Kunsthandwerk mehr ist zu sehen. Gern weihen die Aussteller die Gäste in ihre Kunst ein, erläutern wie ein Kleid entsteht, eine Seife gekocht, Keramiken gedreht oder modelliert werden. Keine Frage bleibt unbeantwortet und so manches Stück wechselt an diesem Wochenende den Besitzer.
Wer all dies hinter sich gelassen hat, gelangt schließlich in den stillen, fast gänzlich der Natur überlassenen Teil des Gartens. Hier hat der in Visselhövede lebenden Maler und Bildhauer www.Martin-Freimut-Wenner.eu Skulpturen aufgestellt. Als hätten sie nie an anderen Orten gestanden, fügen sie sich ein. Verstreut über das ganze Areal verwandeln sie den Garten in einen öffentlichen Kunstraum, regen an zum Gespräch oder auch einfach nur zum Lauschen.
Für die meisten Besucher endet es dann auch wieder dort wo sie begannen. An der Brugnetti, beim Espresso und beim regen Austausch. Ausgelassen, angeregt und mit der Hoffnung, bald wieder einen Hofzauber in der Verdener Straße erleben zu können.
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